Ist Achtsamkeit Meditation?
Diese Frage stellen sich viele Meditationsanfänger und das vollkommen zurecht. Denn heutzutage werden die Begriffe „Achtsamkeit Meditation“ häufig in einen Topf geworfen und als Synonyme verwendet.
Aber auch wenn beide Begriffe natürlich miteinander verwandt sind, bedeuten sie dennoch nicht das Gleiche.
In diesem Artikel möchte ich dir darlegen, inwieweit Achtsamkeit Meditation ist und warum es wichtig ist, Achtsamkeit Meditation und Achtsamkeitsmeditation voneinander unterscheiden zu können.
Achtsamkeit Meditation – Was ist das alles?
Was bedeutet Meditation?
Meditation ist im originären spirituellen Sinn die Schulung des eigenen Geistes, mit dem Zweck, den eigenen Geist zu erforschen und besser zu verstehen.
Für weitere Informationen empfehle ich dir den Blogbeitrag „Was ist Meditation” auf meiner Webseite.
In der buddhistischen Meditation wird sich neben vielen weiteren Meditationsarten vor allem zwei grundlegenden Meditationsarten bedient: Der Konzentrationsmeditation und – du ahnst es vielleicht schon – der Achtsamkeitsmeditation. Diese Einteilung ist nicht willkürlich, sondern tatsächlich von zentraler Bedeutung in der buddhistischen Lehre.
Um Achtsamkeit Meditation und Achtsamkeitsmeditation im richtigen Kontext und in seiner Gesamtheit verstehen zu können, müssen wir uns zunächst mit der Entstehung der Achtsamkeit im Buddhismus befassen. Die Frage „Ist Achtsamkeit Meditation“ wird sich danach fast von selbst beantworten.
Anschließend können wir dann noch einen kurzen Blick auf die eigentliche Achtsamkeitsmeditation werfen.
Wie ist Achtsamkeit im Buddhismus entstanden?
Die Achtsamkeit im Buddhismus ist, Erzählungen nach, wie folgt entstanden:
Auf seiner spirituellen Suche vor seinem Erwachen probierte Buddha viele verschiedene Meditationstechniken aus. Gängig waren zu dieser Zeit vor allem Formen der Konzentrationsmeditation. In diesen Meditationstechniken brachte Buddha es zwar zur Meisterschaft, sein letztliches Erwachen konnte er daraus jedoch nicht ziehen.
Unbefriedigt über diese Situation erforschte Buddha daher neue Wege in der Meditation und entdeckte schließlich die Achtsamkeit.
Buddha übte ab dann vorrangig mit Achtsamkeit Meditation und fand anschließend sein Erwachen. In der Folge betonte Buddha neben der Konzentrationsmeditation hauptsächlich die Meditation mit Achtsamkeit.
Vielleicht fragst du dich jetzt: ‚Das ist ja alles schön und gut, aber warum muss ich das alles wissen?‚
Lass uns dazu noch kurz auf die Bedeutsamkeit der Entdeckung Buddhas eingehen, dann ergibt das Ganze nicht nur Sinn, sondern wir können auch die Frage „Ist Achtsamkeit Meditation“ beantworten – versprochen!
Mit Achtsamkeit Meditation ausüben – eine Revolution
Wie bisher beschrieben, wurde in der Vergangenheit nicht mit Achtsamkeit Meditation geübt, sondern Schwerpunkt war eher die Konzentration.
In der Konzentrationsmeditation versucht man seinen Fokus an einer Stelle zu halten und wenn man die Erfahrung macht, dass der Fokus gewandert ist, bringt man den Fokus konsequent zurück. In dieser Meditation greift man also immer wieder ein und reagiert auf die gemachten Erfahrungen.
Buddhas Ansatz für die Meditation ist es, nicht nur mit Konzentration, sondern auch mit Achtsamkeit Meditation zu praktizieren. Er unterteilte den Prozess der Meditation daher in zwei Stufen:
Schritt 1: Beobachtung ohne Reaktion
Zunächst soll man sich darin üben, nur zu beobachten, was überhaupt da ist, ohne aktiv einzugreifen und zu reagieren. Schweift man ab, soll man auch das zunächst nur beobachten. Mit anderen Worten: mit Achtsamkeit Meditation ausüben.
Schritt 2: Reagieren, wenn notwendig
Erst nach losgelöstem Beobachten soll man, wenn notwendig, aktiv eingreifen und reagieren. Selbst in diesem Schritt soll nach Möglichkeit jedoch die beobachtende Komponente beibehalten werden. Oder anders ausgedrückt: Man soll mit Achtsamkeit Meditation und Konzentration üben.
Falls du dich direkt mit Achtsamkeit in der Meditation ausprobieren möchtest, kann ich dir meinen Artikel „Meditation für Anfänger“ empfehlen.
Was bedeutet Achtsamkeit?
Höchste Zeit zu einer Definition von Achtsamkeit übergehen. Achtsamkeit wird üblicherweise wie folgt definiert:
„Achtsamkeit ist im Hier und Jetzt sein, ohne seine Erfahrung zu bewerten.“
Mit unserem Vorwissen können wir diese Definition nun erweitern:
„Achtsamkeit ist im Hier und Jetzt sein, ohne die eigenen Erfahrungen zu bewerten, zu reagieren und aktiv einzugreifen. Achtsamkeit sorgt so für einen Überblick über entstandene Erfahrungen und schafft damit die Grundlage für ein angemessenes Handeln.“
Ist Achtsamkeit Meditation?
Achtsamkeit ist vielmehr eine Qualität, die von Buddha in die Meditation eingeführt wurde und die bisher um die Konzentration zentrierte Meditation erweitert hat.
Die Entwicklung, mit Achtsamkeit Meditation auszuüben, ist bereits bedeutsam. Buddha ging jedoch noch einen Schritt weiter und strickte um die Achtsamkeit eine neue Meditationsart: Die Achtsamkeitsmeditation, auch Vipassana genannt.
Im Folgenden möchte ich dir daher kurz die Achtsamkeitsmeditation vorstellen und die scheinbar westliche Form dieser Meditationsart, MBSR, dagegenstellen.
Achtsamkeit Meditation? Achtsamkeitsmeditation!
Vipassana
Vipassana ist das eigentliche Herzstück des Buddhismus und beinhaltet nicht nur, mit Achtsamkeit Meditation zu üben, sondern tatsächlich die nähere Erforschung jeder unserer Erfahrungen mit der Qualität der Achtsamkeit.
Unsere Erfahrungen hat Buddha in vier Teile geteilt. Eine Darstellung der Einzelheiten würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.
Im Folgenden werde ich daher nur kurz auf die einzelnen Bereiche eingehen, um zu verdeutlichen, wie bei Vipassana mit Achtsamkeit Meditation ausgeübt wird.
Körpererfahrungen
Zunächst geht es Buddha darum, die am leichtesten zugänglichen Erfahrungen näher zu untersuchen. Dazu gehört der Körper, der in unterschiedlicher Weise und mit unterschiedlichen Schwerpunkten näher untersucht werden soll.
Angefangen bei einfachen Erfahrungen wie bspw. in welcher Körperhaltung ich mich befinde, bis hin zur Untersuchung der einzelnen Körperteile und Organe.
Wertungserfahrungen
Bei den Wertungserfahrungen soll man die in sich aufsteigenden Wertungen jeglicher Erfahrung beobachten. Buddha zufolge unterteilen wir jede unserer Erfahrungen in angenehm, unangenehm oder neutral. Verbunden mit diesen Erfahrungen sind in der Regel affektive Regungen, die in impulsartigen Reaktionen münden.
Praktiziert man hier mit Achtsamkeit Meditation, kann man die Impuls- und Reaktionskette durchbrechen und den affektiven Kreislauf durchbrechen.
Gefühls- und Stimmungserfahrungen
Die Betrachtung von Gefühls- und Stimmungserfahrungen bezieht sich auf ein Beobachten des emotionalen Zustands von einem selbst:
Was für geistige Zustände treten in mir auf (bspw. Ablehnung in Form von Wut) und wie entstehen und vergehen diese wieder?
Dhammas (unübersetzbar)
Der letzte Teil der Übung in Form der Dhammas spielt nochmals eine übergeordnete Rolle. In dieser Übung sind all unsere Erfahrungen in Hinblick auf ganz bestimmte Eigenschaften zu untersuchen, bspw. die Vergänglichkeit oder die Abhängigkeit der Erfahrungen untereinander.
Wie du sicher bemerkt hast, kann mit Achtsamkeit Meditation und vor allem Vipassana zu praktizieren, wahnsinnig umfangreich sein.
Solltest du an einer vertiefenden Vipassana Erfahrung interessiert sein, kann ich dir ein 10-tägiges Vipassana Retreat empfehlen. Meine Erfahrung in einem solchen Retreat kannst du im Beitrag Vipassana Retreat Buddhayoga nachlesen.
MBSR
MBSR ist ein achtsamkeitsbasiertes Stressreduktionsprogramm aus dem Westen, das auf der Achtsamkeitsmeditation basiert und häufig als westliche Form dieser Meditation angesehen wird.
Entgegen der gängigen Wahrnehmung enthält MBSR jedoch nicht vorrangig die Achtsamkeitsmeditation. Tatsächlich geht es im MBSR Programm eher darum, mit Achtsamkeit Meditationen auszuführen. Dazu ist ein großes Spektrum buddhistischer Meditationen und auch eine Vielzahl von Achtsamkeitsübungen für den Alltag abgebildet.
Die MBSR Meditationen umfassen:
- Body Scans (Meditation auf die Körpererfahrungen)
- Meditationen auf den Atem, Gedanken und Gefühle
- Gehmeditationen
- Metta Meditationen
- Visualisierungsmeditationen
Die Achtsamkeitsübungen umfassen unter anderem
- die Rosinenübung
- die Stop-Methode
- und noch vieles mehr
Bei MBSR steht also weniger die Achtsamkeitsmeditation im Vordergrund als die Absicht, im Kontext der Achtsamkeit Meditation kennenzulernen.
Einige der Meditation sind auch dem Vipassana entlehnt, bspw. der Body Scan oder die Meditation auf den Atem, die Gedanken und die Gefühle. In diesen Meditationen werden allerdings nur selektiv Aspekte der ursprünglichen Achtsamkeitsbetrachtung abgedeckt.
In Summe ist MBSR daher weniger auf die Achtsamkeit als Schulungsweg ausgerichtet als auf die Achtsamkeit als Qualität innerhalb von Meditation und dem Alltag als Ganzes.
Achtsamkeit Meditation und Achtsamkeitsmeditation – Nicht alles gleich!
Die Unterscheidung nach Achtsamkeit Meditation und Achtsamkeitsmeditation mag auf den ersten Blick überflüssig erscheinen. Heutzutage wird Achtsamkeit jedoch leider allzu häufig reduziert auf:
„Sei bewusst und im Hier und Jetzt… das ist alles!“
Tatsächlich hat Achtsamkeit einen wesentlich größeren Kontext – einen Kontext, den ich dir hoffentlich vermitteln konnte.
Achtsamkeit Meditation und Achtsamkeitsmeditation sind also nicht das Gleiche.
Ob du aber tatsächlich in die Tiefe des Vipassana abtauchen möchtest oder dir die bereits wunderschöne Qualität der Achtsamkeit im Rahmen eines MBSR Programms ausreicht, bleibt dir überlassen.
Hauptsache, du findest in irgendeiner Form zur Achtsamkeit ?
Für weitere Themen rund um Achtsamkeit und Meditation schaue dich gerne weiter auf meinem Blog um.
In Liebe
Steffen
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