Es gibt in der Meditation wohl kaum ein Thema, mit dem ich so gekämpft habe wie mit der Meditationshaltung.

Ich wollte möglichst gerade sitzen, dem Lotus-Sitz möglichst nahekommen und das Ebenbild eines meditierenden Mönches sein.

Im Nachhinein betrachtet muss ich gestehen, dass ich das Thema Meditationshaltung vollkommen falsch verstanden habe.

Doch damit stehe ich nicht allein dar: Vielen Meditierenden geht es ähnlich.

Warum ist das aber so? Und worauf kommt es wirklich an?

Meditationshaltung Anfänger – Die Bilder in unserem Kopf

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Meditationshaltung ist wichtig und ein wesentlicher Faktor für das Gelingen einer Meditation.

Wichtig ist es allerdings nicht, wie eine 1 dazusitzen.

Unser Bild von der Meditationshaltung ist aus mehreren Gründen leider etwas verzerrt:

mönchDer perfekt sitzende Mönch
Zum einen hast du sicher auch das Bild von meditierenden Mönchen im perfekten Lotus-Sitz vor Augen.

mönchKomplexe Instruktionen
Zum anderen wirst du, wenn du bereits die ein oder andere Meditationseinführung hinter dir hast, sicher auch schon relativ komplexe Instruktionen zur Meditationshaltung erhalten haben. Unter anderem werden Hinweise zu den Händen, Armen, Beinen, Brust, Rücken, Kiefer, Lippen und Zunge gegeben.

Lass uns auf beide Punkte einmal näher eingehen.

Der perfekt sitzende Mönch

Das Bild vom perfekt sitzenden Mönch ist meines Erachtens nach gerade für die Meditation für Anfänger ziemlich kontraproduktiv.

Fängst du mit der Meditationspraxis an, musst du dich erst daran gewöhnen für längere Zeit still zu sitzen.

Strebst du dann gleich ein hohes Ideal an, machst du dir das Leben nur unnötig schwer:

Die Verlockung wird groß sein, dich immer wieder über die Haltung zu sorgen, die Meditationshaltung über alles andere zu stellen und die Meditationsübung selbst zu vernachlässigen.

In der Folge bleiben Meditation Wirkungen aus und du hörst mit der Meditation wieder auf, ehe du überhaupt richtig angefangen hast.

Tatsächlich ist für die Meditation eine äußerlich gut ausgeführte Meditationshaltung aber eher zweitrangig.

Interessant fand ich dazu in diesem Kontext den Vortrag einer Nonne, die sich hingesetzt hat, die Augen schloss, für mehrere Momente regungslos dasaß und sich vom Publikum beobachten ließ.

Schließlich öffnete die Nonne wieder die Augen und meinte: So stellt ihr euch sicher Meditation vor. Allerdings könnt ihr gar nicht wissen, ob ich gerade meditiert habe oder vielleicht an meine Einkaufsliste gedacht habe.

Das bringt das Ganze, finde ich, ganz gut auf den Punkt:

Es geht nicht um das Außen (die Meditationshaltung), sondern um das Innen (die Meditationsübung).

Komplexe Instruktionen zur Meditationshaltung

Das Thema Meditationshaltung wird zusätzlich allzu oft durch unnötig komplexe Hinweise verkompliziert. Diese gehen meist in die Richtung des perfekt sitzenden Mönches, was die Meditationshaltung Anfängern gegenüber zusätzlich erschwert.

Das hat meiner Meinung nach vor allem damit etwas zu tun, dass in Deutschland gerade die Meditationsarten stark vertreten sind, die einen hohen Wert auf strenge Meditationshaltungen legen.

Zu nennen sind hier:

gestapelte Steine im ZenDie Zen Meditation
in der die Meditationshaltung neben der Atembetrachtung die wichtigste Komponente der Meditation darstellt.

gestapelte Steine im ZenDas MBSR-Programm
das verschiedene Meditationsarten vereint, in Summe aber stark von der Zen Meditation beeinflusst ist.

So ist es kein Wunder, dass bei der Meditationshaltung Anfängern hohe Anforderungen mitgegeben werden, die ohne den richtigen Kontext allerdings mehr Schaden als Nutzen anrichten können.

Meditationshaltung – Nicht das Außen, sondern das Innen ist entscheidend

Nach all der Kritik an perfekt sitzenden Mönchen fragst du dich sicher: Wie soll meine Meditationshaltung denn nun aussehen?

Letztlich kommt es bei der Meditationshaltung weniger auf die Haltung an sich an, als auf das, was die Haltung bewirken soll:

Die Meditationshaltung ist dafür da, dass sich der physische Zustand auf den geistigen Zustand überträgt und wir schnell eine gewisse Tiefe in der Meditation erreichen.

Für die Tiefe in der Meditation gibt es zwei wesentliche Faktoren, die für die Meditationshaltung zu beachten sind:

idee_glühbirneBewegungslosigkeit

Entspannungidee_glühbirne

Was hat es mit diesen Faktoren auf sich?

Die Bedeutung der Bewegungslosigkeit

Warst du vielleicht schon einmal am Meer und hast versucht, auf den Grund des Meeres zu schauen? Ist das Wasser klar genug, kann das gelingen… allerdings nur, wenn das Wasser ausreichend still ist und nicht allzu viele Wellen kommen.

In der Meditation ist es das Gleiche:

Nur wenn wir in einer Meditationshaltung verharren, uns nicht bewegen und nicht ständig für neue Reize und Irritationen in unserem Körper sorgen, kann sich unser Nervensystem beruhigen und mit ihm auch unser Geist. Und dann können wir anfangen, klar zu sehen.

Was bedeutet das für unsere Meditationshaltung?

Um länger bewegungslos sitzen zu können, benötigen wir eine ausreichende Stabilität. Wir sollten also eine Haltung haben, die uns nicht übermäßig anstrengt.

Wir sollten uns auf die Haltung verlassen können und ein wenig in sie hineinsinken können, ohne gänzlich zusammenzusinken.

Zusätzlich ist es hilfreich, wenn du einigermaßen aufrecht sitzt. Sitzt du zu schlaff, besteht die Gefahr, dass du müde wirst oder dein Fokus unpräzise wird.

Die Bedeutung der Entspannung

Die Entspannung ist der zweite Faktor, den du bei der Meditationshaltung unbedingt beachten solltest.

Sitzt du bewegungslos dar, verkrampfst dich aber, ist auch dein Geist verkrampft und all die Mühe ist vergebens. Anstrengung und zu viel Bemühen führen natürlicherweise zu Unruhe im Geist.

Wie entspannst du dich am besten?

Zunächst solltest du eine Meditationshaltung Anfänger freundlich wählen, d.h. eine Meditationshaltung, die nicht allzu kompliziert ist bzw. dich nicht zu sehr herausfordert.

In der Haltung selbst solltest du dann darauf achten, dass du gerade die Bereiche gezielt entspannst, die üblicherweise verspannt sind. Dazu gehören unser Kiefer und unsere Schultern.

Lockere vor der Meditationssitzung daher deine Arme und deine Schultern, ziehe mit deinem Kiefer Grimassen in alle Himmelsrichtungen und versuche auch in der Meditation immer mal nachzufühlen, ob Schultern, Kiefer und auch deine anderen Körperteile entspannt sind.

Meditationshaltung – Sitzen, Liegen, Stehen oder Gehen

Die für die Meditationshaltung wichtigen Faktoren sollten dir nun klar sein. Nun stellt sich noch die Frage, in welcher Position du meditieren solltest.

Prinzipiell kannst du in jeder Position meditieren.

In der buddhistischen Meditation wird tatsächlich davon gesprochen, dass man in jeder Position, ob im Sitzen, Liegen, Stehen oder Gehen meditieren kann.

Möchtest du allerdings tief in die Meditation gelangen, solltest die zuvor ausgeführten Faktoren der Bewegungslosigkeit und Entspannung berücksichtigen. Und dann kommen eigentlich nur das Sitzen und das Liegen infrage. Letztere Meditationshaltung führt bei vielen Menschen jedoch früher oder später zu Schläfrigkeit, sodass im Prinzip das Sitzen die beste Meditationshaltung darstellt.

Welche Sitzhaltungen es gibt und worauf du bei den verschiedenen Sitzhaltungen achten solltest, werde ich dir in einem separaten Beitrag darstellen.

Wofür du dich dann letztlich entscheidest, ist wie eingangs erwähnt aber zweitrangig. Fokussiere dich lieber auf die Bewegungslosigkeit und die Entspannung und der Rest wird folgen.

Die Meditationshaltung dient uns – nicht wir der Meditationshaltung

Am Anfang des Artikels habe ich dir erzählt, wie ich mit der Meditationshaltung meine gute Not und Mühe hatte. Ich hatte das Bild des perfekten Lotus-Sitzes im Kopf und klammerte mich in der Meditation immer wieder an meinen Anspruch:

Gedankenblase

‚Sitze ich gerade? Sieht das gut aus? Sitze ich gerade?… Mist! Ich sitze nicht gerade!‘

Erst nach und nach realisierte ich, wie unwichtig eigentlich die äußere Form ist und wie wichtig andere Faktoren sind.

Über die Zeit lernte ich immer mehr Meditationslehrer kennen, die das ähnlich sehen und die Meditationshaltung in ihren Ausführungen sogar teilweise gar nicht mehr erwähnen.

Ganz so weit würde ich nicht gehen. Im Prinzip läuft es allerdings immer auf das Gleiche hinaus:

Sobald der tiefere Sinn hinter Anweisungen verloren geht und eine Übung zum Selbstzweck wird, geht das Wesentliche verloren.

Ich hoffe sehr, dass dir meine Ausführungen zur Meditationshaltung diesbezüglich weiterhelfen werden und dir ermöglichen, schnell in tiefe Meditationen zu gelangen.

PS: Solltest du noch mehr über die Grundlagen der Meditation erfahren wollen, habe ich dir auf der Seite „Meditation & Achtsamkeit“ die wichtigsten Artikel zusammengestellt.

In Liebe

Dein Steffen

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