Level

ambitionierte Anfänger, Fortgeschrittene

Kosten

5€ Spende

 

Art der Meditation

Zen Meditation

Ort

Rappstraße 15
20146 Hamburg

Stadtteil: Eimsbüttel/
Rotherbaum

 

Hinweis: Dieser Artikel ist ein Teil der Artikelserie: „Meditation in Hamburg

Die Zen Gruppe Hamburg bietet immer mittwochs ein nahezu zweistündiges Programm. Fokus ist hierbei die Meditation. Insgesamt drei Meditationssitzungen werden zwischenzeitlich nur einmal von einer Geh-Meditation unterbrochen.

Vor diesem Hintergrund eignet sich diese Zen-Gruppe vor allem für ambitionierte Anfänger oder Fortgeschrittene. Die Meditationsgruppe (Sangha) vor Ort wirkt professionell und aktiv, das Miteinander und die Atmosphäre sind warm und angenehm.

Erfahrungsbericht

Die Zen Gruppe Hamburg ist die dritte Station meiner Besuche bei Meditationsgruppen in Hamburg. Sie ist beheimatet im Grindelviertel in Hamburg und versteckt sich im Souterrain eines Altbaus.

Eine vorherige Anmeldung ist ausdrücklich erwünscht– nicht zuletzt, damit vor eigentlichem Programmbeginn eine Einführung erfolgen kann. So weit, so gut.

Die Einführung vor Ort wurde durch eine freundliche, strahlende Frau (leider hab ich ihren Namen vergessen… ): ) begleitet. Ich fühlte mich gleich Willkommen, es herrschte eine angenehme, lockere Atmosphäre. Im Kontrast zu den Meditationsgruppen zuvor, wurde auch gleich unser Kenntnisstand abgefragt. Ob wir denn Erfahrung mit Zen oder dem Buddhismus hätten? (Unsere Antwort: „Ja“)

Ich weiß nicht, ob unsere Einführung dadurch kürzer ausfiel, als gewohnt. Dennoch war das Wichtigste enthalten:

Wir lernten, wann man „Gasho“ machen muss, wie das Rezitationsheft richtig gehalten wird und natürlich auch, was bei der Meditation zu tun ist. Einige Infos fehlten… bspw. mit welchem Fuß man zuerst den Zendo und die Matte betreten soll, wie man seine Hände bei der Fortbewegung innerhalb des Dojos halten soll, etc. Da mich solche Infos aber sowieso zumeist überfordern, habe ich sie in diesem Moment nicht wirklich vermisst.

 

Ablauf des Abends

Insgesamt hatte es das Programm für den Abend in sich:

> Rezitation                                                  | Dauer: 15 min. (~)
> 1. Meditation (Zazen)                               | Dauer: 25 min.
> 2. Meditation (Zazen)                              | Dauer: 25 min.
> Gehmeditation (Kinhin)                           | Dauer: 10 min. (~)
> 3. Meditation (Zazen)                              | Dauer: 15 min.
> Rezitation                                                  | Dauer: 2 min. (~)

Zu den wichtigsten Punkten:

Rezitation

Die Rezitation umfasste, wie im Zen üblich, japanische Texte wie bspw. das Hannya Shingyo. Zu meiner Überraschung wurden jedoch auch Texte auf Englisch rezitiert. Das war einerseits ganz schön- schließlich verstand man dadurch einigermaßen worum es ging. Andererseits war man dadurch aber auch nicht viel schlauer…

Denn seien wir mal ehrlich: Als „Nicht-Zen-Meister“ sind viele Sätze inhaltlich doch eher kryptisch…

Bsp.: „form is emptiness, emptiness is form“ oder auf deutsch: „form ist leerheit, leerheit ist form“.

Die Rezitation war auch länger, als ich sie üblicherweise kannte- zog sich aber nicht so, da glücklicherweise zum großen Teil englische Texte rezitiert wurden.

Meditation

Nun zur Meditation: In der Meditation wird auch in dieser Schule gezählt. D.h. man zählt seine Atemzüge beim Ausatmen, beginnend bei 1. Ist man bei 10 angelegt, fängt man wieder bei der 1 an. Auf meine Nachfrage hin (mit dem Zählen habe ich so meine Schwierigkeiten) sind jedoch auch andere Meditationsformen erlaubt. Das Wahrnehmen und Achten auf den Atem ist ebenso geduldet.

Hierzu erhielt ich auch gleich einen guten Tipp, denn für mich war immer nicht klar:

Soll ich aktiv atmen und dabei meinen Atem bzw. meine Steuerung des Atems wahrnehmen?

Oder:

Soll ich den Atem nicht bewusst steuern und ihn so wahrnehmen, wie er kommt?

Der Tipp: Am besten man fängt mit ein wenig aktiv atmen an und lässt dann gemächlich seinen Atem in einen natürlichen Atem übergehen. Dabei beobachtet man den Atem kontinuierlich und schafft so einen leichteren Übergang für sich in der Meditation.

Meditationshaltung

Als Meditationshaltung wurden Variationen des Lotussitzes vorgegeben, da diese die größtmögliche Stabilität für den Körper (drei Auflagepunkte) böten. Sollte man dabei Schwierigkeiten haben, ist ausdrücklich auch die Nutzung von Stützkissen unter den Knien erlaubt. Also auch hier zum Glück aller „Westler“ keine strikte Vorgabe des Lotussitzes.

Als Handhaltung wurde das klassische Dhyana-Mudra empfohlen. Die Augen sollten, wie im Zen üblich, bei der Meditation geöffnet bleiben. Der Blick soll in einem 45 Grad Winkel nach unten gehen.

Besonderheit: Keisaku

Es gab auch noch weitere Besonderheiten in dieser Meditationsschule: In der 2. und 3 Meditationsrunde wurde namentlich jemand von der Meditationsleiterin benannt, um mit dem Keisaku (Verzierter, flacher Stock aus Holz) Schläge an die Meditierenden zu verteilen.

Klingt erstmal brutal- aber keine Sorge: Die Schläge sind weder als Bestrafung gedacht, noch verpflichtend. Vielmehr signalisiert man dem Umherlaufenden mit Gasho, dass man gerne geschlagen werden möchte. Die zwei Schläge sind auf den Bereich neben dem Hals konzentriert und zielen auf die Meridiane ab.
Für alle die nicht wissen, was das ist (ok, ich habs auch nachgeschlagen…): Meridiane sind die Bahnen, in denen die Lebensenergie (Qi) nach der traditionellen chinesischen Medizin fließt. Punkte, die auf diesen Bahnen entlanglaufen, sind die Akupunkte. (richtig: diese Punkte werden in der Akupressur und Akupunktur verwendet).

Das Ganze soll letztlich beleben und bei der Meditation helfen, sich (wieder) zu konzentrieren.

Eine weitere Besonderheit bei dieser Zen-Schule waren die eingebauten Sampais, die jeweils nach der Rezitation folgten. Für alle, die den Begriff nicht verorten können: Das sind Niederwerfungen, bei denen man zunächst auf die Knie geht und dann mit der Stirn den Boden berührt. Das Ganze ist als Zeichen der Demut gedacht.

 

Gesamteindruck:

Insgesamt scheint diese Zen Gruppe großen Wert auf die Meditation zu legen. Obwohl ich sehr gerne meditiere, bin ich es aktuell nicht gewohnt, mehrfach 25 min. hintereinander zu sitzen. Das Ganze war also schon etwas herausfordernd. Auch für Anfänger ist dies vielleicht nicht der ideale Einstieg, um Meditation zu lernen. Die Gruppe wirkte sehr professionell, während der Sitzungen war es größtenteils sehr ruhig, sodass man sich sehr gut auf seine Meditation konzentrieren konnte. Ein kleiner Nachteil war jedoch die Hellhörigkeit der Wände. Die Bewegungen und Geräusche in der Wohnung über uns und  in den Nebenräumen konnte man deutlich hören. Schwierig empfand ich auch die Sampais, besonders nach der zweiten Rezitation. Sampais laufen in der Regel relativ schnell ab und das schnelle Aufstehen nach dem permanenten Sitzen im Halb- oder Viertellotus mit eingeschlafenen Füßen stellte sich für mich als Herausforderung dar. Aber in der Einführung wurde schon gesagt:

Man macht mit, wie man eben kann.

Die Atmosphäre in dem Zendo war neben aller Professionalität angenehm. Die Menschen wirkten alle sehr freundlich, was sich auch besonders nach dem offiziellen Programm zeigte, wo sich alle noch untereinander austauschten, Späße machten und gemeinsam Tee tranken. 

Wertung

(entgegen aller Weisheit in Fernost, das Urteilen zu lassen…)

P

gute, jedoch etwas knappe Einführung

P

meditationslastiges Programm

P

angenehme Atmosphäre

P

Großteil der Rezitation auf Englisch (dadurch verständlich)

O

Rezitation etwas lang

O

Wände etwas hellhörig

Hinweis zu –  Meditation in Hamburg :
Dieser Artikel ist Teil der Artikelserie „Meditation in Hamburg„. In dieser Serie habe ich acht verschiedene Meditationsgruppen in Hamburg unterschiedlicher Tradition ausprobiert und ausführlich darüber berichtet.

Übersichtsseite zur Artikelserie:

Meditation in Hamburg

Weitere Zen-Gruppen in Hamburg: