Level

für Anfänger geeignet

Kosten

6€ pro Abend
50€ für eine Zehnerkarte

 

Art der Meditation

unterschiedlich –
je nach Abend | tibetischer Buddhismus

Ort

Kadampa Meditationszentrum Hamburg
Erikastr. 99
20251 Hamburg

Stadtteil: Eppendorf

Hinweis: Dieser Artikel ist ein Teil der Artikelserie: „Meditation in Hamburg

Das Kadampa Meditationszentrum Hamburg bietet diverse Kurse und Veranstaltungen an. Neben gemeinsamen Meditationen, Vorträgen und Sangha-Treffen wird sogar das gemeinsame Studieren von buddhistischen Schriften angeboten.

Dabei geht es in vielen Veranstaltungen nicht nur um die „bloße“ Theorie, sondern vor allem auch um die Anwendbarkeit in der Praxis und konkreten Möglichkeiten, das Ganze im Alltag für sich sinnvoll zu integrieren.

Erfahrungsbericht

Das Kadampa Meditationszentrum Hamburg gab mir zunächst Rätsel auf: weder konnte ich es zunächst einer genauen buddhistischen Tradition zuordnen (was jedoch im Nachhinein auf mein Unvermögen richtig zu googlen zurückzuführen ist), noch sagte mir das Zentrum selbst etwas.

Gerade vor dem Hintergrund des sehr interessant klingenden Programms, wunderte ich mich, nicht schon früher auf das Meditationszentrum gestoßen zu sein.

Unabhängig davon suchte ich mir den Terminpunkt „Meditation lernen & verbessern“ aus und erschien über eine halbe Stunde zu früh bei dem Meditationszentrum. (ich hatte mir zu allem Überdruss die falsche Uhrzeit in meinem Notizbuch notiert).

Ich war unschlüssig- sollte ich klingeln oder mich lieber doch in ein Café in der Nähe begeben, und die Zeit absitzen? Ich entschied mich für ersteres. Begrüßt wurde ich von einer herzlichen Frau, die mir sofort das Gefühl gab, willkommen zu sein. Wir setzen uns in den gemütlichen Empfangsbereich und in diesem Moment erkannte ich: Ich war vor einigen Jahren bereits zu einem Einführungsvortrag hier gewesen… und ganz ehrlich gesagt: hätte ich mich bereits beim Besuch der Webseite erinnert, hätte ich mich wahrscheinlich nicht zu einem neuerlichen Besuch entschieden. (denn der Vortrag vor einigen Jahren hatte mir nicht sonderlich zugesagt..)

So dachte ich mir aber: Nun ja, jetzt bin ich schon hier, also machen wir das Beste draus! Dass ich viel zu früh da war, tat dem Ganzen keinen Abbruch- im Gegenteil! Die Frauen (eine von den beiden Zentrumsleiterinnen und eine langjährige Ehrenamtliche), mit denen ich im Empfangsbereich saß, waren sehr offen und wirkten sehr freundlich… und schnell entwickelte sich eine angenehme Unterhaltung. Insgesamt wirkte die Atmosphäre in dem ganzen Zentrum sehr ruhig und angenehm und ich merkte, wie ich mich zunehmend entspannte und den Abend genoss.

In unserer Unterhaltung lernte ich, dass das Zentrum einer tibetischen Linie innerhalb des Mahayana Buddhismus folgt. Und dass die Schule selbst in England gegründet wurde und der Gründer mit Erlaubnis seines tibetischen Meisters, die Tradition anpassen durfte. (im Tibetischen Buddhismus wird die Lehre von Meister zu Schüler weitergegeben, wird etwas an einer Tradition verändert, muss der Lehrer zustimmen).

Angepasst wurde die Tradition, damit sie dem Westen zugänglicher sei – denn vieles im fernen Osten mute uns Westlern ggf. fremd an und könnte im schlimmsten Fall vom Kern der Lehre ablenken. Einleuchtend- und doch hatte ich zunächst Zweifel… wie soll man denn so sichergehen können, dass die „wahre“ Lehre vermittelt wird?

Nach unserem interessanten Austausch begann das eigentliche Programm. Wir nahmen im Meditationsbereich Platz und kurz darauf betrat die Zentrumsleiterin Mirja den Raum. Wir waren mittlerweile zu viert- ich war jedoch die einzige „neue“ Person. Mirja gab sich aber große Mühe, mir das heutige Programm verständlich zu machen und das Ziel unserer heutigen Meditationssitzung: die Wahrnehmung des Zustandes des klaren Geistes

1. Meditation: Wahrnehmung des Zustands des klaren Geists

Beschreibung

Bei der Wahrnehmung des Zustands des klaren Geists geht es um folgendes:

Beobachtungsobjekt ist alles, was letztlich in dem Geist vor sich geht. Sei es ein Geräusch, eine Emotion oder ein Gedanke. Alles wird beobachtet, gleichzeitig versucht man jedoch auch zu verstehen, woher die Empfindungen herkommen. Und wo sie letztlich wahrgenommen werden.

Die Meditationslehrerin beschrieb es in Form einer Metapher:

Statt nur in den Spiegel zu schauen und sich selbst zu sehen, versucht man den Spiegel selbst wahrzunehmen.

Eine häufige Fehlinterpretation von sich selbst sei dabei, das Bewusstsein in der Kopfgegend zu verorten. Dies sei nur natürlich, da sich in diesem Bereich unseres Körpers viele Sinne bündeln (hören, sehen, riechen, schmecken). Das Bewusstsein selbst, sei jedoch beim Herzen.

Während der Meditation komme es nun darauf an, die aufkommenden Empfindungen richtig zu verorten: Wenn man Glück hat,

…wandert das Bewusstsein dann automatisch von Kopf zu Herz.
…oder man nimmt das Bewusstsein direkt im Herzen wahr

Zusammenfassung

Als Step-by-Step Anleitung könnte sich das Ganze also folgendermaßen gestalten:

  1. Man ist sich der vielen Erscheinungen bewusst, die auftreten und nimmt sie als solche wahr- ohne sich in Ihnen zu verlieren.
  2. Nach und nach versucht man diese Erscheinungen zurückzuverfolgen und für sich die Frage zu beantworten: Wo kommen die Erscheinungen eigentlich her?
  3. Wenn man das Ganze richtig macht, landet man beim Bewusstsein, was man im Herzen wahrnimmt.
  4. Immer wenn sich dieses Bewusstsein offenbart, versucht man das Bewusstsein zu halten.

Vortrag: Wie wir Dinge wahrnehmen

Nach der ersten Meditationssitzung folgte ein weiterer kleiner Vortrag. Dabei ging es darum, wie wir Objekte wahrnehmen. Vor allem, dass die Wahrnehmung selbst in Abhängigkeit entstehe. Dazu müssen fünf Bedingungen vorhanden sein.  (danke Miri für die Ergänzung 🙂 )

  • Gefühl
    man erfährt ein Objekt als angenehm, unangenehm oder neutral
  • Unterscheidung
    man unterscheidet ein Objekt von anderen Objekten und erkennt seine Merkmale an
  • Absicht
    befähigt den Geist, sich zu einem Objekt zu bewegen und sich mit ihm zu befassen (Interesse)
  • Kontakt
    nimmt ein Objekt als angenehm, unangenehm oder neutral wahr, als Vorstufe zur Entwicklung von Gefühl
  • Aufmerksamkeit
    man richtet seine Aufmerksamkeit auf ein Objekt

Unsere Wahrnehmung sei vergleichbar wie eine Hand mit fünf Fingern, die ein Buch ergreift. Öffnen wir einen der fünf Finger, fällt uns das Buch aus der Hand. So auch mit der Wahrnehmung von Objekten. Die letztliche Wahrheit sei, dass alle Objekte frei von einem Selbst sind und nicht von sich heraus existieren. (Z.B.: ein Objekt ist nicht objektiv angenehm oder unangenehm und produziert nicht von eigener Seite angenehme oder unangenehme Gefühle… sondern unsere Erfahrung hängt vielmehr von den oben genannten geistigen Faktoren ab.)

Nach dieser Ausführung folgte die zweite Meditation

2. Meditation: Wahrnehmung des Zustands des klaren Geists (praktische Anwendung)

Dazu sollte jeder sich Situationen mit einer Person oder einem Feindbild überlegen, die starke negative Emotionen bei einem hervorrufen, bspw. Hass. Dieser Hass ist rein objektiv betrachtet jedoch nicht allgemeingültig. Fragt man alle Menschen auf der Welt, ob sie alle das Objekt oder die Person hassen, die man selbst hasst, dann werden nicht alle einig sein. Es ist keine allgemeine Wahrheit. Genau darum soll es in der Meditation gehen:

Man versucht das Feindbild und die dabei aufkommenden Gefühle aufzurufen… und dann versucht man wieder zu schauen:

  • Woher kommen diese Gefühle?
  • Woher kommt dieses Feindbild?
  • Und anschließend versucht man diese Gefühle zum Bewusstsein zurückzuführen

Sinn des Ganzen:

Man soll anhand eines praktischen Beispiels an sich selbst merken, woher Emotionen und Einordnungen, ja vielleicht sogar Wahrheiten kommen. (nur von unserem Geist!) Und wie anfällig wir dafür sind, in der einen oder anderen Form zu empfinden ohne darüber Kontrolle zu haben.

Im besten Falle ist die Konsequenz dieser Meditation der Wunsch, Kontrolle über den Geist zu erlangen und die Meditation für sich selbst immer wieder zu üben.

 

Gesamteindruck

Kurz gesagt: Das Kadampa Meditationszentrum Hamburg bot einige Überraschungen für mich. Neben Kleinigkeiten wie bspw. der Meditationshaltung (es wurden keine Vorgaben gemacht- man konnte frei zwischen Stuhl und Kissen entscheiden) überraschte mich vor allem die Meditation selbst.

Bisher war ich es nicht gewohnt, auf ein konkretes Ziel hinzumeditieren. Sicher: Das Meditationsobjekt wurde irgendwie immer definiert. Meist aber war das Ziel, das Meditationsobjekt solange zu halten wie möglich und diese Fähigkeit nach und nach auszubauen.

Beim Kadampa Meditationszentrum Hamburg könnte man es vielleicht ähnlich beschreiben. Dennoch: Statt bspw. nur die Erscheinungen zu beobachten, versucht man einen Schritt weiter zu gehen und den Ursprung der Erscheinungen zu erfassen. Diese Mehrstufigkeit bereitete mir Schwierigkeiten. Und so geisterten schnell Fragen im meinem Kopf herum:

  • Ist das nun bereits das Bewusstsein, das ich wahrnehmen soll?
  • Spüre ich wirklich gerade, dass die Erscheinungen in meinem Herzen zusammenlaufen oder bilde ich mir das ein?
  • Beobachte ich gerade nur oder denke ich?

Das hört sich für einen Außenstehenden vielleicht erst einmal traurig an- er soll sich auf zwei Sachen statt auf eine konzentrieren und ist direkt überfordert… aber das alles klingt einfacher als es tatsächlich ist (;

Auch die zweite Meditation bereitete mir gehörig Schwierigkeiten: Angefangen bei der Frage, wen oder was ich hasse, verabscheue oder negativ assoziiere. Hier ist mir tatsächlich leider nichts eingefallen. Und so entschied ich mich, die erste Meditationsübung zu wiederholen.

Abseits davon fand ich die Meditationen sehr interessant- schließlich bot sich hier eine völlig neue Perspektive, wie man auch meditieren kann. Und Mirja versicherte mir, dass es völlig normal sei, beim ersten Mal Schwierigkeiten mit dieser Form der Meditation zu haben… und man sich letztlich die Zeit nehmen soll, die man braucht. Positiv ist in diesem Zusammenhang definitiv hervorzuheben, dass Mirja sehr engagiert und ehrlich interessiert daran wirkte, dass alle Teilnehmer der Meditationsgruppe Ihre Ausführungen verstehen und auch im Alltag Nutzen daraus ziehen können.

Das Angebot der anschließenden gemeinsamen Teerunde hätte ich sehr gerne angenommen- hätte ich nicht direkt einen anderen Termin wahrnehmen müssen. So blieben einige Fragen, die sich mir immer noch stellten, offen… neben der für mich neuen, interessanten Meditation ein weiterer triftiger Grund, noch einmal vorbeizuschauen.

Wertung

(entgegen aller Weisheit in Fernost, das Urteilen zu lassen…)

P

sehr schöne Räumlichkeiten

P

engagierte, herzliche Menschen

P

interessante Meditation

P

tolle Atmosphäre

P

keine vorgegebene Meditationshaltung

O

Vortrag teilweise schwer zu folgen (für mich)

Hinweis zu –  Meditation in Hamburg :
Dieser Artikel ist Teil der Artikelserie „Meditation in Hamburg„. In dieser Serie habe ich acht verschiedene Meditationsgruppen in Hamburg unterschiedlicher Tradition ausprobiert und ausführlich darüber berichtet.

Übersichtsseite zur Artikelserie:

Meditation in Hamburg

Weiterer tibetischer Buddhismus:

Buddhistisches Zentrum Hamburg