Hinweis: Dieser Artikel ist ein Teil des übergeordneten Artikels: „Klosteraufenthalte: Zen Tempel Ryumon Ji „
Anreise und Ankommen
Nachdem ich unfreiwillig das Kloster Liebenau verlassen musste, stand ich vor der Wahl ein anderes Kloster auszuprobieren und dort die Meditationspraxis fortzusetzen oder das ganze abzubrechen. Ein Abbruch kam nach meinen guten Erfahrungen in Liebenau nicht in Frage- schließlich wollte ich die Meditation über einen längeren Zeitraum durchziehen, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Und so entschloss ich mich ins Kloster Ryumon Ji zu gehen, da ein Klosterteilnehmer in Liebenau dieses immer wieder empfohlen hatte und es zuvor sowieso in meiner engeren Auswahl war.
Nach einer relativ kurzfristigen Anmeldung durfte ich einige Tage später anreisen. Das deutsch- und französischsprachige Kloster liegt in Frankreich, in einer etwas ländlicheren Gegend. Die Anreise gestaltete sich durch meine nicht vorhandenen Französisch-Kenntnisse etwas abenteuerlich. Dennoch schaffte ich es in die richtigen Bahnen einzusteigen und wurde am Bahnhof des Nachbardorfes, zusammen mit einem weiteren Gast, abgeholt. Im Kloster wurden wir gleich herzlich von einer Nonne empfangen, die über das ganze Gesicht strahlte. Sie stellte sich uns als Verantwortliche für unsere Aufenthalte vor. Ich fühlte mich gleich geborgen und war guter Dinge, dass der Klosteraufenthalt gut werden würde. Im Gegensatz zu Liebenau gab es hier keine Einzelzimmer, sodass ich mir ein Zimmer mit einem weiteren Gast teilte. Dieses engere Zusammenwohnen war jedoch Gold wert. So lernte man sich schnell kennen und konnte sich über Gott und die Welt austauschen. Kurze Zeit später wurde direkt eine Meditationseinführung durch eine Nonne für alle Neuankömmlinge organisiert. Die Einführung war jedoch nur relativ kurz und bezog sich eher auf die Technik des Meditierens, als dass Sie auf die Meditation selbst oder die Lehre einging. Kurze Zeit später kamen die restlichen Nonnen und Mönche und man meditierte im Rahmen des Tagesablaufes gemeinsam.
Direkt im Klosteralltag
Es war also kein Seminar vorgeschaltet, sondern man war gleich fester Bestandteil des Klosteralltages. Dies war am Anfang etwas ungewohnt, da es viele neue Gesichter gab und viele neue Regeln. Auch das Meditieren unterschied sich von den Erfahrungen, die ich bisher gemacht hatte. So atmete man ausschließlich durch die Nase und meditierte vor einer Wand. Zudem erschrak ich mich fast zu Tode als nach Anfang der Meditation plötzlich donnergleiche Schläge dröhnten und nicht mehr aufhören wollten. Irgendwann realisierte ich, dass es sich um eine Trommel handelte. Man erlebte viele Dinge zuerst, bevor sie einem erklärt wurden. Dennoch fand ich mich schnell in den Tagesablauf ein und versuchte die Dinge so zu akzeptieren, wie sie kamen. Die Meditationen waren zunächst beschwerlich, da diese länger dauerten als ich es gewohnt war. Nach und nach gewöhnte ich mich jedoch daran und ich spürte wieder, wie gut mir die Meditation tat. Der Austausch zur Meditationspraxis mit den Nonnen und Mönchen war zudem sehr hilfreich. Viele der Nonnen und Mönchen praktizierten Zen bzw. die Meditation schon über sehr viele Jahre, sodass sie mir bei meinen Problemen mit den Gedanken, meiner Haltung und ähnlichem gut weiterhelfen konnten. Sehr hilfreich waren auch die Lehren, die der Zen-Meister manchmal während der Meditation einstreute und die Möglichkeit an bestimmten Tagen Fragen aller Art an den Meister zu richten. Eine Frage, die mir lange auf der Seele brannte, beantwortete er mir zu meiner vollen Zufriedenheit- und gab mir eine neue Perspektive darüber nachzudenken. Ich fühlte mich nach den anfänglichen Schwierigkeiten sehr wohl in mir selbst und spürte wieder die Ruhe und Leichtigkeit, die ich schon im Kloster Liebenau gespürt hatte.
Auf den Höhenflug der Tiefpunkt
Bei dieser optimalen Erfahrung blieb es jedoch nicht. Vielmehr spürte ich je länger ich da war, dass ich nicht mehr diese Ruhe und dieses Eins-Sein mit allem spürte. Mir ging es nicht schlecht, aber eben auch nicht mehr so gut wie noch zuvor. Ich fing an zu zweifeln: Hatte ich den Zenit meiner Erfahrung überschritten? War nicht mehr aus einer solchen Erfahrung zu holen, als ein kurzzeitiges gutes Gefühl? Der Tagesablauf wurde für mich anstrengender, angefangen mit dem Aufstehen morgens um 6 Uhr.
Ich stand vor der Frage: Sollte ich es bei dieser Erfahrung mit dem Kloster und der Meditation belassen oder sollte ich ungeachtet meiner Zweifel an meinem Aufenthalt festhalten?
Hinweis zu – Klosteraufenthalt in Ryumon Ji :
Dieser Artikel ist Teil des übergeordneten Artikels „Klosteraufenthalt in Ryumon Ji“. Dort werden die wichtigsten Fakten zu dem Kloster zusammengefasst dargestellt.
Übergeordneter Artikel
hier gehts zu Teil II
Hallo Steffen,
Ich habe deine Page grade gelesen. Es hört sich mir so an als bist du weiter auf der Suche. Ich mache seit ca. 5 Jahren Zen und versuch auch regelmäßig den Kontakt zur Sangah/ bezw Gruppe der Gemeinschaft oder Dojo zu halten. Meine Empfehlung an dich, da deine Worte mein Mitgefühl geweckt haben, – einfach nur Sitzen. Gedanken laufen lassen, der Körper gibt dir Stabilität, dynamisch bleiben in der Atmung und Sitzen. Das ist ein Prozess der einfach die Wahrheit deiner Selbst dir Widerspiegelt.
Bleib dran, einfach täglichen 30 min. Sitzen, machen ohne es zu bewerten. So wird ganz unterschwellig etwas geschehen werden, was ich als glücklich Leben hier dir zu beschreiben Versuche.
(Ich kenne niemanden der sagt das Leben ist doch einfach)
Gasshop
Chu Reij
Hallo Chu,
vielen Dank für deine Nachricht und deinen Ratschlag. Interessanter Ansatz und ich glaube du hast Recht- oft merke ich, dass ich mich verkrampfe und mir damit den Weg verbaue, in mich hineinzuhorchen und „achtsam“ zu sein. Phasen, in denen ich auch eher mal zulasse, kurz die Gedanken schweifen zu lassen, tun mir wesentlich besser.
Leider finde ich in letzter Zeit nicht allzu häufig die Motivation, mich hinzusetzen und zu meditieren. Aber das kommt sicherlich wieder 🙂
Ich grüße dich sehr und wünsche dir alles Liebe
Steffen
Hi,
ich war selber im Ryumonji und muss sagen wer Zen lernen möchte, ist dort falsch. Das Kloster gibt sich als Soto-Zen Kloster aus, praktiziert aber nur Achtsamkeitsmeditation und kein Shikantaza. Leider heißt das auch, dass sie von Buddhismus nur teilweise etwas verstehen, problematisch, da sie eine Haltung einnehmen, wo sie meinen alles zu Wissen. Das Kusen ähnelt so also eher einer Gehirnwäsche und die Sangha eher einer Sekte.
Wer Achtsamkeitsmeditation von Leuten gelehrt bekommen möchte, die sich als Zen Meister ausgeben, ist dort richtig. Wer wirkliches Zen lernen möchte, sollte sich etwas anderes suchen.
VG und Viel Glück 😉
Ole
Hi Ole,
danke dir für deinen interessanten Kommentar.
Was hat es denn mit Shikantaza genau auf sich? Bzw. wieso siehst du da einen Widerspruch zur praktizierten Meditationsform in dem Kloster?
Das Kloster steht in der Traditionslinie von Dogen und hat damit meines Erachtens nach eine gute Legitimation.
Deine Meinung, dass das Kusen eher einer Gehirnwäsche entsprechen soll, teile ich nicht. Für mich sind das ganz „normale Dharma Talks“, die ich dort erlebt habe.
Wo sollte man deiner Meinung nach „wirkliches Zen“ lernen?
Liebe Grüße
Steffen
PS: Ich kann jetzt gute 2 Wochen nicht antworten, da ich auf Retreat bin.