Hinweis: Dieser Artikel ist ein Teil der Artikelserie: „Buchrezension: Wie Siddhartha zum Buddha wurde

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Das Buch „Wie Siddhartha zum Buddha wurde“ ist voll von schönen Geschichten und Begegnungen, die mich sehr berührten, mir gleichzeitig die Lebensweise und Grundsätze des Buddha näherbrachten und vor allem: Mich dazu anregten, mein eigenes Handeln und Denken zu reflektieren.

Im Folgendem soll es um solche Inhalte gehen – und meine eigenen Gedanken dazu.

Langsamkeit in Form einer alten Uhr

Die Entdeckung der Langsamkeit

Schon der Beginn des Buches zieht einen aus dem Alltagsstress in eine andere, genügsamere Welt. Das 1. Kapitel heißt „Gehen, um zu gehen“. Und genau darum geht es Buddha zu jeder Zeit mit jeder Handlung. Um Langsamkeit, Entspannung und Bewusstheit:

„[es schien], als ginge der Buddha nur, um das Gehen zu genießen, ohne jede Sorge, irgendwo anzukommen. Und in dieser Weise gingen alle Bhikkhus. Niemand schien besorgt oder ungeduldig, ein Ziel erreichen zu müssen. Jeder Schritt war langsam, harmonisch und friedvoll.“

In der gleichen Weise essen alle gemeinsam, achten, dass jeder ausreichend Essen hat und nehmen das Essen schweigend, in voller Bewusstheit zu sich. Auch die Regeln waren darauf ausgerichtet, diese Bewusstheit zu schärfen:

„So wurde zum Beispiel von jedem Bhikkhu erwartet, dass er während des Essens sitzen blieb, bis er mit dem Essen fertig war. Es war nicht erlaubt, während des Essens aufzustehen und sich eine zweite Portion zu nehmen oder aber sich anderen Dingen zu widmen.“

All das sind schöne Beispiel dafür, wie viel Wert Buddha in seiner Lehre und letztlich in seinem Alltag darauflegte, langsam und achtsam zu handeln, und jeder Tätigkeit der Reihe nach Zeit und Aufmerksamkeit zubilligte.

Gerade in der Hektik des Alltags ist das für mich eine gute Erinnerung, kurz innezuhalten und mich zu fragen:

  • Was mache ich eigentlich gerade?
  • Nehme ich das, was ich gerade mache, bewusst wahr?
  • Bin ich in Gedanken bereits bei einer anderen Handlung?

Denn allzu oft bin ich noch im Automodus unterwegs. Sicher: Manche Tätigkeit lassen sich nicht rundum die Uhr achtsam durchführen- wäre ich beim Arbeiten stets achtsam, würde ich wahrscheinlich nicht viel schaffen… (oder vielleicht doch? Das werde ich wohl einmal ausprobieren müssen…)

Aber abseits davon gibt es ausreichend Situationen, in denen ich Sachen gleichzeitig mache oder in denen ich bei einer Tätigkeit schon an eine andere denke. Das mag im Moment nicht schlimm sein, doch gerade, wenn ich mehrere Tage in Folge unachtsam war, merke ich, wie mein Gemüt insgesamt unruhiger wird. Und vielleicht noch wichtiger: Dadurch entgeht mir ein Stück Lebensqualität: Denn bewusst zu essen, ohne dass nebenbei der Fernseher oder Youtube läuft, ist ein intensiver Genuss… wenn man ihn denn zulässt.

Das führt uns direkt zu der nächsten Erkenntnis, an die mich „Wie Siddhartha zum Buddha wurde“, erinnert…

 

Das Leben ist voller WunderVogel als Wunder der Natur

Immer wieder betont Buddha, wie wichtig es ist, im aktuellen Moment die Wunder des Lebens wahrzunehmen. Im Gespräch mit einem unzufriedenen Menschen sagt Buddha:

„Schließe deine Augen und atme einige Male ein und aus! Nun öffne sie wieder. Was siehst du? Himmel, Dunst, Bäume, Sonnenstrahlen. Deine eigenen Augen sind Wunder. Weil du mit diesen Wundern nicht mehr in Berührung warst, hast du begonnen, Körper und Geist zu verachten. Manche Menschen verachten ihren Geist und ihren Körper so sehr, dass sie Selbstmord begehen wollen. Sie sehen nur das Leiden im Leben. Doch das Leiden ist nicht die wahre Natur des Universums. Leiden ist das Ergebnis unserer Lebensweise und unserer falschen Auffassungen vom Leben.“

Wenn man sich in Ruhe einmal Gedanken zu unserer Existenz macht, könnte man Buddha nicht mehr zustimmen. Denn: Ist es nicht wirklich ein Wunder, dass man sehen kann? Hören kann? Dass man denken kann und über sein Denken nachdenken kann? Über seine Existenz? Das sind alles Wunder, die im Alltagstrubel (leider) untergehen. Und so erkenne ich mich bedauerlichweise gut in Buddhas weiterer Aussage wieder:

„Es gibt Menschen, die durch einen ganzen Wald voller Sandelholzbäume gehen können, ohne dass sie auch nur einen Baum wirklich sehen. Das Leben ist voller Leiden, aber es ist auch voller Wunder. Seid achtsam, um beides im Leben wahrzunehmen: das Leiden und die Wunder!“

Gerade deswegen versuche ich nun wieder vermehrt immer mal wieder bewusst innezuhalten und wahrzunehmen: Wie der Wind mir ins Gesicht weht, wie schön es eigentlich ist, verschiedene Dinge sehen zu können, wie schön es ist, seinen Körper zu spüren, seine Beine, Arme, Finger und Fingerspitzen.

Und diese Momente führen ganz natürlich zu einer Dankbarkeit. Denn in diesen Momenten realisiere ich, wie gut es mir eigentlich geht und wie viel ich eigentlich als gegeben annehme. Und diese Dankbarkeit ist (mittlerweile auch wissenschaftlich bewiesen) Balsam für Körper und Seele.

 

Alle Menschen sind gleichalle Menschen sind gleich

Ein wichtiges Thema, das immer wieder in „Wie Siddhartha zum Buddha wurde“ anklingt, ist, dass alle Menschen als gleich anzusehen und noch viel wichtiger: gleich zu behandeln sind. Dies stellt erst einmal keine Erkenntnis dar- die Art und Weise wie Buddha und alle seine Schüler diese Überzeugung in die Tat umsetzen, dagegen schon.

Denn Buddha differenziert nicht aufgrund von gesellschaftlicher Schicht, Verhalten oder Situation. Er trinkt aus der gleichen Schale wie Unberührbare (die niedrigste gesellschaftliche Schicht in Indien), spricht mit der gleichen Offenheit zu einem Mörder wie einem König und hilft Menschen, unabhängig davon, wie sehr sie ihm das Leben schwergemacht haben.

Eine schöne Situation hierzu ergibt sich, als Buddha von seinem Vater getadelt wird, warum er denn auch bei ärmlichen Behausungen bettle:

Der König: „Aber musst du auch bei solch ärmlichen Behausungen wie diesen hier betteln? In der ganzen Geschichte des Sakya-Klans hat das noch niemand getan.
Buddha: „Vielleicht hat noch keiner der Sakya so etwas je getan, doch alle Bihkkhus tun es. Vater, das Betteln ist eine spirituelle Übung, die dem Bhikkhu hilft, Demut zu entwickeln und zu erkennen, dass alle Menschen gleich sind. Empfange ich von einer armen Familie eine kleine Kartoffel, ist das nichts anderes, als wenn ich von einem König eine kunstvoll angerichtete Speise empfange. Ein Bhikkhu kann die Schranken überwinden, die Arm und Reich trennen.

An einer anderen Stelle wird Buddha als jemand beschrieben, der jeden mit der gleichen Hingabe unterrichtete, ungeachtet der individuellen Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten:

„Es gab einen Mönch, der die Gemeinschaft sechsmal verlassen hatte, und jedes Mal, wenn er zu einem neuen Versuch wiederkam, hieß ihn der Buddha willkommen.  Der Buddha wurde nie müde, auch solche Mönche freundlich zu ermutigen und zu bestärken, die selbst […] einfache Übungen […] nur schwer behalten konnten.“

All das sind für mich gute Beispiele, dass Buddha jeden Menschen als gleich-wertig ansieht- und entsprechend behandelt. Hätte er seine Bettelpraxis nur bei wohlbetuchten Haushalten durchgeführt, so hätte er den armen Menschen die Möglichkeit genommen, mit seiner Lehre in Kontakt zu kommen. (dazu diente das Betteln neben der Demutsübung vornehmlich) Hätte er sich geweigert, die etwas undisziplinierteren oder gar weniger intelligenten Menschen zu unterrichten, so hätte er gerade denen, denen die Lehre vielleicht besonders guttut, die Möglichkeit gegeben, sich zu bessern. In all diesen Situationen ist zudem zu erkennen, dass Buddha seine eigene Person zurücknahm – wichtiger war ihm immer die Frage, wie er seinem Gegenüber helfen konnte.

Dieses Verhalten als nicht zu erfüllende Ideale abzustempeln, greift meines Erachtens nach zu kurz. Die Essenz, dass alle Menschen gleich sind, sollte sich meiner Meinung nach sehr wohl in unseren Überzeugungen und in unserem Verhalten widerspiegeln. Denn drehen wir den Spieß einmal um: Einen Menschen, den wir schlechter als andere Menschen behandeln, sieht sich selbst zumindest als gleichwertig mit anderen Menschen an. Wie soll ein solcher Mensch sich gerecht behandelt fühlen und uns gegenüber mit neutralen Gefühlen auftreten? Nur wenn wir jede Person bedingungslos ernst nehmen und wertschätzen (von psychisch kranken Menschen vielleicht einmal abgesehen), kann ein friedvolles, gutes Miteinander stattfinden.

Auch ich merke leider oft, dass ich Menschen nach ihrem Aussehen, nach ihrer Art sich auszudrücken oder Ihrem sonstigen Verhalten beurteile… und manchmal bewusst, manchmal unbewusst mein Verhalten entsprechend anpasse. Teilweise blitzen hier noch Automatismen der Jugend auf, wo man schnell andere Menschen als „uncool“ oder „cool“ eingestuft und (metaphorisch) in Schubladen verfrachtet hat. Das Verhalten Buddhas nehme ich daher als Beispiel und Wegweiser, stets das eigene Verhalten im Blick und unter Kontrolle zu haben.

 

nur wenn man verstehtNur wenn man versteht kann man richtig handeln

Letztlich hilft aber alle Reflektion nicht, wenn man nicht versteht. Dies ist für mich eine der wichtigsten Erkenntnisse von „Wie Siddhartha zum Buddha wurde“. Buddha betont immer wieder wie zentral die Überwindung der eigenen Unwissenheit ist. Und dass es ohne Verstehen keine Liebe geben kann:

„Gautama erkannte nun, dass Verstehen und Liebe eins sind […] Die Veranlagung der Menschen ist das Ergebnis von körperlichen, emotionalen und sozialen Bedingungen. Verstehen wir das, so können wir einen Menschen nicht hassen, selbst wenn er sich brutal verhält, aber wir können bestrebt sein, mitzuhelfen, seine körperlichen, emotionalen und sozialen Bedingungen zu verändern. Verstehen erzeugt Mitgefühl und Liebe, und beide bewirken richtiges Handeln.“

In einem Austausch mit interessierten Kindern fragte Buddha die Kinder:

„Können Menschen lieben, wenn sie nicht fähig sind, zu verstehen?“

Daraufhin antwortete Svasti:

„[…] ohne Verstehen ist es sehr schwierig, zu lieben. Das erinnert mich an etwas, dass mit meiner Schwester Bhima geschah. Einmal weinte sie die ganze Nacht, bis meine Schwester Bala ihre Geduld verlor und sie schlug. Das bewirkte aber nur, dass Bhima noch mehr weinte. Ich nahm sie hoch und fühlte, dass sie fieberte. Ich war sicher, dass das Fieber ihr Kopfschmerzen verursachte. Ich rief Bala und erklärte ihr, dass sie ihre Hand auf Bhimas Stirn legen solle. Als sie das tat, verstand sie sofort, warum Bhima weinte. Ihre Augen wurden weich; sie nahm Bhima auf den Arm und sang ihr voller Liebe etwas vor. Bhima hörte auf zu weinen, obwohl sie noch immer Fieber hatte.“

Das ist für mich ein sehr schönes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, zu versuchen den anderen zu verstehen und sich in die Lage des anderen Menschen hineinzuversetzen. Nur so konnte in diesem Fall Bala das Leid ihrer Schwester erkennen, ihren eigenen Ärger überwinden und voller Mitgefühl danach streben, ihrer Schwester das Leben leichter zu machen.

Auch in unserem Alltag gibt es zahlreiche Beispiele dafür, wie verstehen hilft, Missverständnisse und Ärgernisse mit vielen Menschen zu vermeiden. Früher nahm ich es teilweise persönlich, wenn Menschen mich nicht grüßten, unfreundlich waren oder sich in irgendeiner anderen Form mir gegenüber (meiner Meinung nach) nicht angemessen verhielten. Bis ich irgendwann reflektierte:

‚Moment mal, wenn ich schlecht drauf bin, mach ich genau das gleiche. In diesen Momenten sehe ich nur mich und verhalte mich anderen gegenüber nicht immer angemessen… UND meine es diesen Menschen gegenüber tatsächlich überhaupt nicht böse. Wie kann ich dann mit zweierlei Maß messen, wenn mir das gleiche widerfährt? Wie kann ich davon ausgehen bzw. erwarten, dass andere Menschen nur meine Perspektive verstehen? Ich muss auch danach streben, andere Menschen zu jeder Zeit zu verstehen… unabhängig davon, wie sehr ich denke, dass sie sich unansprechend verhalten.‘

Diese Überlegungen helfen mir immer mal wieder im Alltag- und Buddhas Ausführungen bieten eine gute Erinnerung, dass es sich lohnt in dieser Weise zu verfahren.

Diese vier vorgestellten Erkenntnisse stellen nur eine Selektion an schönen Beispielen dar, die man dem Roman „Wie Siddhartha zum Buddha wurde“ entnehmen kann. Doch bereits an diesen Beispielen lässt sich erkennen, wie lehrreich und relevant das Buch auch für heutige Zeiten sein kann. Denn einige heutige Themen sind trotz rasanter Entwicklung in vielen Lebensbereichen, nach wie vor aktuell: Die eigene Persönlichkeitsentwicklung und das menschliche Miteinander. Und hier haben wir meiner Meinung nach durchaus noch Entwicklungspotential.

Hinweis zu –  Buchrezension: Wie Siddhartha zum Buddha wurde:
Dieser Artikel ist Teil der Artikelserie „Buchrezension: Wie Siddhartha zum Buddha wurde“. In dieser Serie wird das Buch von verschiedenen Perspektiven beleuchtet, um dem Umfang dieses Werkes gerecht zu werden.

Übersichtsseite zur Artikelserie:
Siddhartha zum Buddha

Zusammenfassung der Lehre: Inhaltliche Zusammenfassung:
Abbildung von Meditationsspickzettel und Meditations-Habit-Tracker

Du möchtest meditieren lernen?

 

Dann hol dir unbedingt meinen kostenlosen Meditations-Spickzettel und Habit-Tracker!

Mit den darin enthaltenen Tipps kannst du schnell von den Vorteilen der Meditation profitieren.

Zusätzlich erhältst du einen Newsletter mit achtsamen Inspirationen aus meiner persönlichen Sammlung.

Deine Anmeldung war erfolgreich :) Bitte checke dein E-Mail Postfach.