Zum Buch

Autor

Matthieu Ricard
übersetzt von: Astrid Schünemann-Williot, Michael Wallossek

Genre

Sachbuch

Level

für Anfänger geeignet

Einleitung

Das Buch „Meditation“ möchte Anfängern einen Einstieg in die Meditation ermöglichen und einen ersten umfassenden Überblick über das Thema geben. Auch wenn dabei betont wird, dass die Meditation im Vordergrund steht – ausgerichtet ist das Buch eindeutig auf den Buddhismus.

Vor dem Hintergrund, dass der Autor selbst ein Buddhist ist, ist das auch nur allzu verständlich. Der Autor, Matthieu Ricard, ist ein französischer Mönch, der mittlerweile seit Jahrzehnten im Himalaya lebt. Ursprünglich verfolgte Ricard eine Karriere als Molekularbiologe, ehe ihn eine inspirierende Begegnung mit einem Mönch den buddhistischen Weg einschlagen ließ. Ricard ist jedoch immer auch dem Westen verbunden geblieben und versucht mit einer Vielzahl von medialen Auftritten und Büchern zur Vermittlung des Buddhismus im Westen beizutragen.

Viele dieser Auftritte und auch sein Buch „Glück“ kann ich wärmstens empfehlen. Das Buch „Meditation“ ist in einigen Bereichen ebenso empfehlenswert – in bestimmten Dingen hat es jedoch auch Schwächen. 

Überblick

Das Buch „Meditation“ ist in eine Vielzahl an Kapiteln unterteilt. Die wesentlichen Inhalte lassen sich meines Erachtens nach auf folgende Themen runterbrechen:

Zweck der Meditation

Ricard beginnt sein Buch mit grundsätzlichen Fragen – und ermutigt den Leser, diese ehrlich für sich zu beantworten: Wo stehe ich im Leben? Bin ich zufrieden?

Ricard zufolge können viele Menschen im Westen keine zufriedenstellenden Antworten auf diese Fragen geben. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Menschen im Westen ständig aufgewühlt seien – oder genauer: der Geist ständig aufgewühlt sei. Die Menschen sind Emotionen hilflos ausgeliefert und das Wechselbad an Gedanken und Gefühlen wird als normaler Zustand akzeptiert.

Meditation ist ein Ausweg aus diesem Zustand. Mit Meditation kann man gezielt eine innere Wandlung durchlaufen und sich selbst und die Welt zum Positiven verändern. An dieser Stelle betont Ricard, dass dieser Wandel jedoch nicht ausschließlich auf egoistischen Motiven beruhen darf. Auch wenn der Wunsch nach der eigenen Wandlung Ausgangspunkt der Reise sein kann – wichtig ist, diesen Wunsch nach und nach auf alle Wesen zu erweitern. Ricard betont, dass es sich hier nicht um eine moralische Anweisung handelt – sondern vielmehr um die Abbildung der Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit beinhaltet, dass alle Wesen voneinander abhängig sind und in Wechselwirkung stehen. Alle Wesen wollen Leid vermeiden und Glück erreichen – stellen wir uns selbst nur ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit, schlimmstenfalls noch auf Kosten anderer, steht dies im Konflikt mit der Welt – was zwangsweise Leid nach sich ziehen wird. Denn durch das Anhaften am „Ich“ entstehen alle negativen Gefühle wie Missgunst, Gier und Hass.

Das Ziel der Meditation beschreibt Ricard folglich so:

„Meditation soll uns helfen, selbst ein besserer Mensch zu werden, um die empfindenden Wesen wirkungsvoller unterstützen zu können. Auf diese Weise erfüllt sich der tiefere Sinn des Lebens.“

Weg der Meditation

Der Meditationsweg besteht aus mehreren aufeinander aufbauenden Komponenten. Am Anfang steht die Schulung der Aufmerksamkeit. Der Geist muss in die Lage versetzt werden, sich auf ein Objekt für längere Zeit fokussieren zu können. Im nächsten Schritt geht es dann darum, diese Aufmerksamkeit zu nutzen, um wesentliche Qualitäten wie selbstlose Liebe und Mitgefühl zu entwickeln. Im letzten Schritt wird der Geist selbst untersucht – und die Natur des Bewusstseins ergründet. Die dazu notwendigen Übungen unterteilt Ricard in zwei grundlegende, sich ergänzende Übungen:

  • Meditation zur Geistesruhe (Shamatha)
  • Einsichtsmeditation (Vipashyana)

Zur Entwicklung von Geistesruhe beschreibt Ricard verschiedene Methoden, geht vor allem aber umfassend und detailliert auf die Atemmeditation ein – ein Grundpfeiler der buddhistischen Meditationspraxis. Darüber hinaus werden auch Visualisierungsmeditationen, Meditationen auf andere Objekte und ohne Objekte thematisiert. Einleitend zu diesen Meditationen gibt Ricard weitreichende Beschreibungen zur Meditationshaltung und allgemeine Empfehlungen und Tipps zur Meditationspraxis.  

Hilfen auf dem Meditationsweg

Hat man sich schließlich auf den Meditationsweg begeben, begegnen einem zahlreiche Schwierigkeiten: Sei es, dass man ungeduldig wird, zu angespannt ist oder sogar einschläft. Für all diese Hindernisse gibt es Gegenmittel – wird man beispielsweise müde, hilft es, eine aufrechtere Haltung einzunehmen, die Körperspannung zu erhöhen, den Blick zu heben und falls man zu warm angezogen ist, sich luftiger zu kleiden.

Abseits davon beschreibt Ricard die im Buddhismus ausgeführten verschiedenen Entwicklungsstufen der Geistesruhe. Es fängt damit an, dass der Geist am Anfang einem über einen Felsen hinabstürzenden Wasserfall gleicht –  die Gedanken reihen sich unablässig aneinander und scheinen in der Meditation sogar zuzunehmen – und endet damit,  dass sich der Geist in einen friedlichen, unerschütterlichen Ozean wandelt, der frei von umherschweifenden Gedanken innerlich gesammelt ist. 

Meditationen über selbstlose Liebe

Nach der Schulung der beschriebenen Geistesruhe, geht es nun darum, selbstlose Liebe zu entwickeln. Ricard geht auf vier Übungen ein, die unterschiedliche Aspekte der selbstlosen Liebe betreffen:

  • Selbstlose Liebe
  • Mitgefühl
  • Freude über das Glück der anderen
  • Unparteilichkeit

Zu guter Letzt gibt er eine Anleitung, wie man all diese Meditationen miteinander verbindet:

Zunächst geht es darum, selbstlose Liebe zu entwickeln… wenn sich diese Liebe in ein Ichbezogenes Anhaften wandelt, soll man versuchen Unparteilichkeit zu entwickeln. Schlägt diese Unparteilichkeit wiederum in Gleichgültigkeit um, versucht man an alle Leidenden zu denken und Mitgefühl zu entwickeln. Führt das wiederum zu Gefühlen der Ohnmacht, fokussiert man sich auf die Freude am Glück von Mitmenschen. (usw.)

Einsichtsmeditation

Der letzte Schritt in der Meditationspraxis ist schließlich die Einsichtsmeditation. Diese hat das Ziel, die Sicht auf die Wirklichkeit zu korrigieren – oder um im Sprech des Buddhismus zu bleiben: die Unwissenheit zu beseitigen. Diese Unwissenheit besteht darin, dass man alle Dinge, Wesen und Menschen als voneinander unabhängige und beständige Entitäten wahrnimmt, einschließlich sich  selbst (=Ego). Diese Wahrnehmung ist fehlerbehaftet und führt zu Problemen. Am Beispiel des Egos äußert sich das folgendermaßen:

„Wir empfinden gegen alles Abneigung, was es bedroht und fühlen uns angezogen von dem, was es stützt und nährt. Aus diesen Impulsen von Anziehung und Abneigung ergeben sich unzählige konfliktträchtige Emotionen.“

Entsprechend ist die Untersuchung des Ego (oder des „Ich“) Teil der Einsichtsmeditation. Insgesamt wird der Fokus innerhalb der Einsichtsmeditation auf folgende Bereiche gelegt:

  • einem besseren Wirklichkeitsverständnis
  • dem Freimachen von der Wirkung von Emotionen
  • dem Enthüllen des trügerischen Charakters des Ich
  • dem Erfassen der dem Geist zugrundeliegenden Natur

Zu all diesen Teilen führt Ricard Meditationen aus, vor allem den Umgang mit Emotionen beschreibt Ricard sehr tiefgehend. Denn Gedanken und Emotionen sammeln sich an, führen zu Stimmungen und diese Stimmungen führen auf längere Sicht zu Neigungen und Charakterzügen. Im Buddhismus sei es daher wesentlich, mit seinen Emotionen umzugehen zu lernen. Das kann man darüber erzielen, indem man je nach Emotion ein entsprechendes Gegenmittel anwendet oder eine neue Herangehensweise an die eigenen Emotionen entwickelt:

Statt sich vollständig mit seinen Gefühlen zu identifizieren, versucht man die aufkommende Emotion wie ein äußeres, sich abspielendes Geschehen zu beobachten. Je häufiger und tiefergehend man dies tut, desto eher versteht man, dass die Emotion keinerlei Substanz hat und sich von selbst wieder auflöst.

Daran knüpft auch zu guter Letzt die Meditation über die Natur des Geistes an: Hinter allen Gedanken, Empfindungen, Fantasien, Erinnerungen und allen weiteren „Geistesgebilden“ gibt es eine Erfahrung, die alles Vorangegangene beleuchten kann – ohne selbst davon beeinflusst zu werden. Diese Natur des Bewusstseins gilt es im letzten Schritt zu untersuchen – und die Fähigkeit aufzubauen, in diesem Bewusstseinszustand zu verweilen. Gelingt dies, hat man die wesentliche Bedingung für inneren Frieden und die Befreiung von Leid geschaffen.  

Persönliche Einschätzung

Wie eingangs beschrieben, schätze ich Matthieu Ricard sehr – seine bisherigen Werke haben es mir sehr angetan und ich bin froh, durch ihn einen Zugang zu verschiedenen buddhistischen Themen bekommen zu haben.

Das Buch „Meditation“ kann ich jedoch nicht uneingeschränkt empfehlen. Es ist eindeutig aus buddhistischer Perspektive geschrieben – was per se nicht negativ sein muss. Dennoch holt Ricard den westlichen Leser nur bedingt ab. Mittlerweile bin ich persönlich sehr vom Buddhismus und den verschiedenen Lehrbestandteilen angetan – hätte ich dieses Buch jedoch in meiner rational kritischen Herangehensweise vor Jahren gelesen, hätte ich es sicher zugleich wieder weggelegt. Zu abstrus erscheinen die hier geäußerten Vorstellungen, zu neu und zu buddhistisch. Für alle Leser, die (wie ich damals) nur die Vorteile der Meditation für sich nutzen wollen und bei Verweisen auf den Buddhismus bereits allergisch reagieren – für diese ist dieses Buch daher sicherlich nichts. (inwieweit es sinnvoll ist, eine buddhistische Praxis ausüben zu wollen, ohne sich mit den Hintergründen des Buddhismus auseinandersetzen zu wollen, sei mal dahingestellt)

Für offenere Leser und Leser, die sich schon mit dem Buddhismus auseinandergesetzt haben, ist dieses Buch jedoch vor allem aufgrund seiner Ausrichtung auf den Buddhismus empfehlenswert. Denn „Meditation“ bringt die Lehre des Buddhismus in wenigen Seiten gut auf den Punkt. Die Meditationsübungen sind zum Großteil gut beschrieben, die Ausführungen zur Körperhaltung und die Gegenmittel bei Schwierigkeiten in der Meditation sind wahre Schätze. Auch die zur Inspiration dienlichen Zitate von Meditationsmeistern in Ergänzung zu den beschriebenen Meditationen sind sehr schön und verdeutlichen vielerlei die zuvor getätigten Aussagen.

Abstriche sind meiner Meinung nach bezüglich der Struktur des Buches zu machen – und auch der Schreibstil von Ricard ist in diesem Werk meiner Meinung nach durchaus gewöhnungsbedürftig. Beide Punkte sind jedoch höchst subjektiv. Ist man auf der Suche nach einer Sammlung von buddhistischen Meditationen ist dieses Buch allemal einen Versuch wert.

 

Wertung

(entgegen aller Weisheit in Fernost, das Urteilen zu lassen…)

P

tolle Sammlung an Meditationen

P

größtenteils gute Meditationsanleitungen

P

hilfreiche Tipps für die Meditationspraxis

P

teilweise sehr schöne Passagen, schöne Zitate

P

gute Einführung in die Lehre des Buddhismus

O

nicht immer klar strukturiert

O

gewöhnungsbedürftiger Schreibstil

O

sehr buddhistisch, holt den Leser nicht gut ab

Link zu dem Buch: Meditation *
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