Autor

Stephan Bodian
übersetzt von:
Reinhard Engel

Genre

Sachbuch

Level

für Anfänger und Fortgeschrittene

Einleitung

Ein „für-Dummies“-Buch vollständig zu lesen – das stand schon länger auf meiner Liste. Und was für ein Buch sollte sich besser dafür eignen als „Meditation für Dummies“?

So machte ich mich an die Lektüre und war gleich von der überaus gelungenen Einleitung angetan. Der Autor Bodian vergleicht dabei die Meditation mit der Malerei: 

„Man kann sich Material kaufen, nach einigen Malstunden bereits schöne Ergebnisse erzielen und gehörig Spaß haben. Man kann aber auch weitergehen, eine Kunstausbildung machen und sich in die Materie vertiefen.“
Vgl. Bodian, 2014 S.19

Meditation bilde genau wie die Malerei ein großes Spektrum ab, das je nach Lust und Laune erkundet werden kann. Das bringt die Sache, wie ich finde, ziemlich gut auf den Punkt.

Bodian selbst verweist auf eine über 30-jährige Meditationserfahrung. Diese hat er zum großen Teil im Zen Buddhismus und in der hinduistischen Tradition Advaita-Vedanta gesammelt. Sein selbstformulierter Anspruch mit „Meditation für Dummies“ ist es, dem Leser einen grundlegenden Überblick über alle wesentlichen Ansätze zur Meditation zu bieten, ihn mit verschiedenen Meditationstechniken vertraut zu machen und ihm praktische, leicht nachvollziehbare Meditationsunterweisungen an die Hand zu geben. All das möchte Bodian unabhängig von allzu religiösen oder spirituellen Ansichten vermitteln.

Ein überaus ambitioniertes Unterfangen und ein gewaltiger Spagat.

info iconAnmerkung: Dieser Artikel soll einen kurzen Einblick und Einschätzung zu dem Buch geben. Für alle Leser, die sich auch inhaltlich tiefergehend mit dem Buch befassen wollen, bietet sich die vierteilige, nach und nach erscheinende inhaltliche Zusammenfassung dieses Werkes an. (ebenfalls im Inhaltsverzeichnis verlinkt)

Inhaltlicher Überblick

„Meditation für Dummies“ ist in fünf große Teile aufgeteilt, die sich in insgesamt zwanzig Kapitel untergliedern.

Teil I: Was ist Meditation

Im ersten Teil wiederholt Bodian, dass es sich bei der Meditation um ein Spektrum handelt. Dieses Spektrum beinhaltet zahlreiche Wege und Zwischenziele mit dem immer gleichen Endziel: das reine Sein zu erfahren. Mit diesem reinen Sein verbindet man sich in der Meditation, weshalb Bodian zufolge Meditation und Spiritualität nicht zu trennen sind.

Im Weiteren geht Bodian auf verschiedene Arten ein, wie wir unser Bewusstsein verwenden können und in der Meditation schulen. Auch wenn Bodian hier eigenwillige Bezeichnungen verwendet, sind diese Ausführungen meines Erachtens nach Gold wert. Es folgen die Aufzählung der vielen verschiedenen Vorteile der Meditation, die Entwicklung der Hirnforschung in der Meditation und ein kurzer Abriss über die verschiedenen Traditionen, in denen Meditation seit Jahrtausenden praktiziert wird.

Teil II: Der Einstieg in die Meditation

Teil II bildet mit sieben Kapiteln das inhaltliche Herzstück des Buches. Bodian fängt bei der richtigen Einstellung für die Meditation an: Frei von Erwartungen, offen gegenüber allem was kommt und mit einem ungetrübten Bewusstsein. Bodian ermutigt, ehrlich die eigene Motivation zum Meditieren zu hinterfragen und vor allem eine wohlwollende Motivation gegenüber anderen Menschen zu kultivieren. Dies sei für den Meditationsfortschritt elementar.

Es folgen Einblicke in die Funktionsweise des Geistes – und vor allem darin, wie der Geist ständig Stress erzeugt. Der Autor unterteilt unsere Erfahrung dazu in unterschiedliche Schichten: in das „permanente Plappern des Geistes, intensive oder wiederkehrende Emotionen, negativen Glaubenssätzen und Lebensskripten und vor allem dem ewigen Spiel des Mögens und der Abneigung“ (Vgl. Bodian 2014, S. 101ff). Stress entsteht dadurch, dass einem die genannten Aspekte der Erfahrung nicht bewusst sind und man auf die Erfahrungen in verschiedener Art mechanisch reagiert. Sei es, dass man ablehnt oder sich auf bestimmte Aspekte der Erfahrung fixiert.

Meditation schafft bezüglich der genannten Probleme Abhilfe, indem sie zunächst den Geist fokussiert und ihn damit beruhigt und im Weiteren die Möglichkeit schafft, die verschiedenen Aspekte der Erfahrung bewusst wahrnehmen und untersuchen zu können. Die Meditationsübung, die Bodian in den Mittelpunkt stellt, ist die Achtsamkeit. Ausgangspunkt bei der Achtsamkeitsübung ist die Aufmerksamkeit auf den Atem, die sukzessive auf die Empfindungen im Inneren und Äußeren auszudehnen ist. Dazu gilt es verschiedene Formen des Bewusstseins zu verwenden:

Neben der gezielten Konzentration auf ein Objekt geht es zusätzlich darum, ein umfassenderes Bewusstsein aufzubauen.

Bodian rät an dieser Stelle, zunächst die Konzentration gezielt zu trainieren, ehe man zur vollen Übung der Achtsamkeit übergeht.

Teil II: Der Einstieg in die Meditation (Fortsetzung)

Die nun folgenden Kapitel sind praktischerer Natur. Bodian beschreibt in einem hohen Detailgrad, worauf es bei der Meditationshaltung ankommt, worauf bei den verschiedenen Körperteilen zu achten ist, welche Kleidung man tragen sollte und wann, wo und wie lange man meditieren sollte.

Zudem rückt Bodian drei Faktoren in den Vordergrund, die für die Meditationspraxis elementar sind:

  • die Disziplin: sich jeden Tag zur Meditation hinzusetzen
  • die Anstrengung: immer wieder zum Atem zurückzukehren
  • das Loslassen: sich zu entspannen und dem zu öffnen, was immer auch auftauchen mag

Das Gelingen der Meditationspraxis macht Bodian vom Ausbalancieren der zwei letztgenannten Faktoren abhängig:

„Wenn Sie sich zu sehr anstrengen und versuchen, Ihren Geist zu kontrollieren, verspannen und verkrampfen Sie sich und machen damit das Ergebnis Ihrer Anstrengungen zunichte. Aber wenn Sie es zu locker angehen lassen und sich überhaupt nicht anstrengen, verfügen Sie nicht über den Fokus oder die Konzentration, die Sie benötigen, um Ihre Position zu halten, wenn die Wellen der Gedanken und Emotionen über Sie hereinbrechen.“
Bodian 2014, S.175

Im letzten Kapitel von Teil II geht es um Liebe, Mitgefühl und Vergebung. Diese sind Bodian zufolge in allen großen meditativen Traditionen neben der Achtsamkeit zentral. Bodian beschreibt, dass viele Menschen im Laufe Ihres Lebens ihre Herzen verschließen und sich damit unnötigerweise selbst schaden. Um dem entgegenzuwirken, stellt Bodian gezielte Übungen zum Öffnen des Herzens vor und ergänzt diese mit Übungen zum Auflösen von Ärger, in Form von Vergebung und Dankbarkeit.

Teil III: Probleme und Feinheiten der Meditation

Teil III von „Meditation für Dummies“ richtet sich an erfahrenere Meditierende. Wenn man regelmäßig meditiert, kommen nach und nach immer wieder gleiche Emotionen oder Zustände auf. Dies ist als Zeichen des Fortschritts zu werten und stellt eine Chance dar, mit schwierigen Emotionen und gewohnheitsmäßigen Mustern umgehen zu lernen und diese aufzulösen.

Der grundsätzliche Umgang mit diesen Erfahrungen ist immer gleich: Die Erfahrung anzunehmen wie sie ist und sie nicht bewerten oder ändern wollen. Ausgehend von diesem grundsätzlichen Umgang gibt Bodian je nach Erfahrung noch einmal konkretere Tipps.

Auch Hindernisse kommen früher oder später in der Meditation auf. Diese umfassen unter anderem Schläfrigkeit, Unruhe, Langeweile, Zweifel, Aufschieben und Übereifer. Auch diese gilt es mit achtsamer Aufmerksamkeit zu untersuchen und mit Freundlichkeit, Sorgfalt und Neugier zu begegnen.

Zum Schluss von Teil III gibt Bodian Tipps, wie man sich ein individuelles Mediationsprogramm zusammenstellt. Bodian empfiehlt, zunächst verschiedene Techniken auszuprobieren und darauf zu achten, wie man sich mit diesen fühlt. Schließlich solle man sich zeitnah intuitiv für eine Kernmeditation entscheiden, die man dann einige Monate oder sogar Jahre übt. Nach und nach kann man sich dann ein weiteres Übungsprogramm um die Kernmeditation herum aufbauen.

Die Kernmeditation, die Bodian empfiehlt: Achtsamkeitsmeditation.

Teil IV, V: Meditation in Aktion, Der Top-Ten Teil

Auch wenn in „Meditation für Dummies“ an vielen Stellen die Themen Spiritualität und Religion mitschwingen, wird im vierten Teil des Buches noch einmal gesondert auf das Thema Spiritualität eingegangen. Bodian hebt hervor, dass bei regelmäßiger Meditation früher oder später spirituelle Erfahrungen auftreten: Diese beinhalten „die Einsicht in die Verbundenheit mit anderen Wesen, grenzenlose Liebe und das Auflösen des eigenen Selbst“ (Vgl. Bodian 2014, S.258). Je nach eigenem Interesse kann man sich für unterschiedliche spirituelle Wege entscheiden und seine Praxis in dieser Form vertiefen.

Den Abschluss des Buches bilden Ausführungen zu dem Kultivieren von Glück (durch Meditation), gezielte Übungen zur Heilung und Leistungsverbesserung und das Übernehmen von Meditation in den Alltag.

Persönliche Einschätzung

Das Buch „Meditation für Dummies“ weist in Summe ein ziemlich hohes Qualitätsniveau auf und hat mich insgesamt positiv überrascht. Es sind zahlreiche verschiedene Meditationsübungen enthalten, die einzelnen Kapitel werden immer wieder durch interessante und inspirierende Geschichten aufgelockert und viele, viele Stellen beinhalten wahre Schätze an Anregungen und hilfreichen Tipps. Beim Lesen des Buches realisierte ich, dass vieles von dem, was beschrieben ist, goldrichtig ist, mich selbst aber jahrelanges Reflektieren und Meditieren gekostet hat. Von dem her kann ich viele Stellen des Buches nur wärmstens empfehlen.

Dennoch gibt es meines Erachtens nach auch einige gewichtige Einschränkungen:

Angefangen bei der Struktur: Zwar ist das Buch in Summe akzeptabel strukturiert. Viele Passagen werden jedoch unnötigerweise wiederholt und identische Meditationen in mehreren Kapiteln vorgestellt und ausgeführt. Dazu kommt viel Stückwerk und unzusammenhängende Absätze. Manchmal hatte ich das Gefühl, das Bodian Inhalte einfach nur inkludierte, weil sie peripher zu dem Thema passten und ihm gerade eingefallen waren.

Inhaltlich scheitert Bodian meiner Meinung nach an seinem eigenen Anspruch, ein religions- und spirituell unabhängiges und übergreifendes Buch zu schreiben. Bodian hebt hervor, dass alle Religionen irgendwo die gleiche Botschaft verfolgen und Meditation überall vorkommt. Das reduziert meines Erachtens nach jedoch die Komplexität der verschiedenen Religionen zu sehr. Auch an anderer Stelle ist Bodian in seinen Aussagen zu einseitig. Unter anderem sind die vielseitigen Wirkungen der Meditation etwas ausufernd (längst nicht alles, von dem was Bodian beschreibt, ist so zweifelsfrei bewiesen, wie dargestellt!) und die Ausführungen zur Disziplin der Praxis wirken willkürlich.

Zudem ist vieles von dem, was Bodian beschreibt, eindeutig durch seine bisherigen Erfahrungen in zwei spezifischen spirituellen Traditionen geprägt. Die Lehre, dass alles eins ist und einem reinen Sein entspringt, ist Teil der Advaita-Vedanta-Tradition und wird bspw. in vielen buddhistischen Traditionen nicht so in den Mittelpunkt gestellt, wie Bodian anklingen lässt. Die Anweisungen zur Meditationsvorbereitung und Sitzhaltung sind dagegen stark dem Zen entlehnt und werden in anderen Traditionen teilweise anders gelebt. Da vieles deckungsgleich ist, sind diese Punkte sicherlich verschmerzbar, dem noch unerfahrenen Leser wird hier jedoch eine Einheit suggeriert, die in dieser Form nicht vorhanden ist.

Fazit: 

In Summe lässt sich sagen, dass Bodian ein sehr gutes Werk gelungen ist, dass auch erfahrenen Meditierenden zahlreiche interessante Ansätze und Anregungen bietet. Die ein oder andere Stelle ist jedoch mit Vorsicht zu genießen.

 

Wertung

(entgegen aller Weisheit in Fernost, das Urteilen zu lassen…)

P

ziemlich hohes Qualitätsniveau

P

viele verschiedene Meditationsübungen

P

immer wieder interessante und inspirierende Geschichten

P

zahlreiche hilfreiche Tipps und Anmerkungen

O

teilweise unnötige Wiederholungen

O

manchmal Stückwerk und unzusammenhängend

O

scheitert am Anspruch, spirituell und religionsunabhängig zu sein

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