Hinweis: Dieser Beitrag ist von Constantin Schmidt, den ich während meines Klosteraufenthaltes in Ryumon Ji kennenlernte und mir nun ein werter Freund geworden ist. Auf seiner Webseite findet ihr unter anderem sehr schön geschriebene, tiefgründige Gedichte. Ich hoffe, dass euch eine andere Perspektive und dieser sehr schön geschriebene Beitrag das Kloster Ryumon Ji noch einmal näher bringen.



Meine Erfahrungen im Kloster Ryomonji


Der Entschluss

Ein Stück Verzweiflung. Mal in ein anderes Land gehen. Der alte Vorsatz aktiv zu meditieren. Ruhebedürfnis. Neugierde. – All das waren die Zutaten für meinen Entschluss, ein Kloster aufzusuchen. Meine Auszeit von Beruf und Stadtleben war schon seit einigen Monaten im Gange, und ich kam an einen Punkt, wo es kein Selbstläufer mehr war, wie denn diese Auszeit zu leben sei. Ich mochte Frankreich schon immer; der Kontakt mit dem Kloster Ryumonji im Elsass war zügig und unkompliziert, und so entschloss ich mich kurzerhand, für eine Woche dorthin zu fahren. Während meiner Ankunft war mir etwas mulmig. Was würde mich denn dort wirklich erwarten? Man würde ja in die Gemeinschaft einbezogen, könne ja nicht einfach sein eigenes Ding machen, mal ein wenig meditieren, mal ein wenig herumhängen und lesen – dessen war ich mir bewusst. Ich wurde freundlich empfangen und bezog ein Mehrbettzimmer, das ich aber für mich allein hatte, denn zu jener Zeit waren im Kloster wenig Besucher. Über das eigene Zimmer war ich sehr froh, war ich mir doch über mein Ruhe- und Rückzugsbedürfnis im Klaren. Gleichzeitig spürte ich eine heftige Einsamkeit, während ich mich in der ersten Stunde einfand. Nun also gilt es, dachte ich mir; nun also geht es an den inneren Kern. Innerer Kern – des Seins? des Selbst?



Ein wenig verloren

Ausnahmslos waren mir die Leute, die ich gleich eine Stunde später beim Abendessen antraf, sympathisch. Steffen hat als erster mir die Hand zur Begrüßung entgegengestreckt. Ein wenig Vertrauen kam auf innerhalb dieser neuen Umgebung, waren doch ein paar jüngere Leute, wie ich, anwesend. Mitstreiter, könnte man sagen. Männer, die wohl auch irgendwas – suchen. Man ist mit Anfang oder Mitte 30 durchaus noch jung, aber man hat ein Leben bereits gelebt, denke ich oft, und es gilt, ein neues zu starten. In Steffen fand ich einen Mitstreiter; wir hatten, wie sich allmählich in Gesprächen herausstellte, den Kloster-Aufenthalt als ähnlichen Wegpunkt auf einem vielleicht sogar ähnlichen Lebensweg. Die Teilnahme am Abendessen am ersten Abend war eine Art „Kulturschock“ für mich. Etwas verloren hantierte ich mit meiner Schale und meinem Löffel, während alle andern am Tisch – es waren ungefähr zehn – sich genau und geübt an den zeremoniellen Ablauf des Essens hielten. Suspekt wurde mir das Ganze spätestens dann, als alle zum Gesang ansetzten. Wo bin ich da gelandet?, fragte ich mich. Ich kannte ja den Buddhismus ansatzweise, aber Zen-Buddhismus war mir, besonders was die rituellen und zeremoniellen Teile anbelangt, unbekannt. Ich hatte mich schließlich nicht auf meinen Kloster-Besuch vorbereitet.

Noch am ersten Abend bekam ich eine persönliche Einführung von einem Mönch in den zeremoniellen Ablauf innerhalb des Kloster-Alltags. Wie viel es doch dabei zu beachten gilt, dachte ich. Ja, es schien mir fast zu viel, darauf zu achten, wie nun die Schale beim Essen gehalten werden soll und zu welchem Zeitpunkt man den Löffel hebe. Aber ich war Gast für eine Woche, da gelte es doch nicht, Dinge richtig zu machen. Ich war zum Schnuppern hier, dieses Schnuppern aber nahm ich ernst. Kern des Alltags im Kloster ist sicher die Sitz-Meditation, die früh morgens und abends durchgeführt wird. „Durchgeführt“ – ist das denn ein treffendes Wort? Durchführen tut man einen Programmpunkt – klar, die Meditation ist ein Programmpunkt, insofern sie rituell und zu streng geregelten Zeiten stattfindet, aber zu welchem Zweck macht man sie denn? Für mich war zu diesem Zeitpunkt klar: Meditation ist ein Mittel, ein Weg hin zu einem bewussteren Sein, vielleicht zu einer Art Glück. Ich würde später noch die Einsicht erlangt haben, mich hierin getäuscht zu haben…

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